Kratt
Choreografische Uraufführung
Deutsche Erstaufführung
Kratt – Pisuhänd – Tulihänd – Puuk – Päär – Tont: Das sind nur einige von fast 20 Namen aus der estnischen Sagenwelt, die ein besonderes Wesen benennen. In Estland glaubt man, dass man das Mächtige nicht beim Namen rufen soll. Kratt ist eine Art Kobold oder Golem, der aus allerlei Gerümpel zusammengebaut und dann mit drei Tropfen Blut sowie dem Verkauf der Seele an den Teufel zum Leben erweckt werden kann. Ein Kratt wird seinem Herren immer dienen, die Arbeit abnehmen und unermesslichen Reichtum bescheren.
Ähnlich wie bei Goethes „Zauberlehrling“ den Besen, ist es jedoch nahezu unmöglich, einen Kratt wieder loszuwerden. Die einzige Möglichkeit besteht darin, ihm unerfüllbare Aufgaben zu stellen, wie etwa Faden aus Sand zu spinnen, eine Leiter aus Brot zu bauen oder ein Moor trockenzulegen.
Auch heute ist Kratt noch ein Teil der estnischen Kultur: Seit 2019 werden leichtere Vergehen vor dem estnischen Gericht von einer KI namens Kratt entschieden und ungezogene kleine Kinder oder Haustiere bezeichnet man in Estland oft als (Mara-)Kratt.
„Kratt“ ist das wichtigste Bühnenwerk des estnischen Komponisten Eduard Tubin. Am 31. März 1943 feierte es Premiere in Tartu und ist seitdem das estnische Nationalballett – vergleichbar mit dem „Schwanensee“ in anderen Ländern.
In Oldenburg feierte „Kratt“ mit der Kreation von Antoine Jully seine Deutschlandpremiere. Ein Handlungsballett zwischen Märchen- Mythos und Realität.
Pressestimmen
»Dem Choreografen gelingt mit der deutschen Erstaufführung des estnischen Handlungsballetts „Kratt“ einmal mehr ein anspruchsvoller und beeindruckender Abend!« (tanznetz.de)
»Die Deutschland-Premiere im Staatstheater beeindruckte.« (NWZ)
»Inhaltlich ist das überhaupt sehr fein gearbeitet, mit scharf gezeichneten Figuren, mit einer Erzählung, die trotz magischer Elemente immer an die Realität gebunden bleibt. Das gut aufgelegte Corps de ballet (...)[und] nicht zuletzt Jullys Gespür für szenische Knalleffekte sorfen dafür, dass diese „Kratt“-Entdeckung mehr ist als die Ausgrabung einer obskuren Vorlage.« (Tanz)
Video nicht laden