EIN VOLKSFEIND
Von Henrik Ibsen
Der Arzt Tomas Stockmann macht eine folgenschwere Entdeckung: Das Wasser des örtlichen Heilbades ist verseucht. Als Wissenschaftler und Erfinder des Bades hat er keine Wahl – er muss die Ergebnisse veröffentlichen. Von dieser Notwendigkeit zutiefst überzeugt, versucht er, seinen Bruder, den Stadtrat Peter Stockmann, zu dem nötigen Umbau zu bewegen. Doch der wertet das Vorhaben als Angriff auf seine Autorität und spinnt eine Intrige gegen Tomas. Bald geht der Konflikt über die Grenzen eines Bruderzwists hinaus – denn der Wohlstand der ganzen Stadt fußt auf dem finanziellen Erfolg des Heilbades. Innerhalb kürzester Zeit hat Tomas auch die Presse und in der Folge die gesamte Stadtgesellschaft gegen sich. Im Spannungsverhältnis von Lüge und Wahrheit kommt es zu einer dramatischen öffentlichen Abstimmung mit ungeahnten Folgen.
Milena Paulovics, leitende Regisseurin am Oldenburgischen Staatstheater, geht Ibsens 1883 uraufgeführtem Drama auf den Grund: Welcher Wahrheit schenken wir Glauben, wenn es um unser eigenes Wohl geht? Was bedeutet Demokratie in einer Gesellschaft, in der Meinungen mehr zählen als Fakten? Und ist die gesellschaftliche Mehrheit automatisch im Recht? Eine packende Geschichte, in der das Handeln der Figuren auf tragikomische Weise die Fragilität gesellschaftlichen Zusammenlebens entlarvt.